Die Mediation hat interkulturelle Tradition von rund 2500 Jahren.
Die Antike
Bereits in der Antike war es Aufgabe spezieller Mediatoren, den Rechtsfrieden unter den Menschen wieder herzustellen. Im alten Griechenland wurde unter den Stadtstaaten Konflikte durch die Vermittlung Dritter beigelegt. Deswegen hat der Begriff Mediation sowohl einen griechischen als auch einen lateinischen Ursprung und bedeutet so viel wie vermitteln, neutral, keiner Partei zugewandt.
Mediation im asiatischen Kulturkreis
In Asien haben außergerichtliche Methoden zur Lösung von Konflikten traditionell einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. In China ersetzt Mediation nahezu die Justiz bei der Lösung von sozialen, familiären und betrieblichen Konflikten. Der Grund hierfür liegt darin, dass offene Streitigkeiten seit alters her in China soweit möglich vermieden und daher nur im äußersten Fall geschlichtet werden. Die förmliche Anrufung eines Gerichts wird als Schande empfunden, da sie einen Gesichtsverlust der Beteiligten bedeutet. In der chinesischen Kultur wird es höher bewertet, einen Kompromiss zu erreichen, als sein persönliches Recht durchzusetzen. Zudem gilt der Ausbruch eines offenen Konflikts als ein Zeichen mangelhafter Bildung. So wurde die Mediation als Verfahren zur Streitbeilegung mittlerweile in wichtigen chinesischen Wirtschaftsgesetzen zwingend vorgeschrieben.
Japanisches Wirtschaftsleben
Auch im Japanischen Wirtschaftsleben ist die Schlichtung seit alters verbreitet und hat eine bis in die Gegenwart anhaltende Tradition. Japanische Unternehmen verzichten bis heute im großen Umfang auf die Anrufung der staatlichen Gerichte. Der Grund hierfür ist in erster Linie in der als ineffektiv empfundene Zivilgerichtsbarkeit zu finden. Die Lösung wird durch die Mediation wieder in die Eigenverantwortung der Parteien gegeben. Diese können dann neben rechtlichen Aspekten viel besser auch ökonomische und persönliche Gesichtspunkte berücksichtigen und so die bestmögliche Lösung vereinbaren. Während die westlichen Kulturen besonderen Wert auf das Recht von Individuen legen, wird die Identität in dem asiatischen und orientalischen Kulturkreis durch die Beziehung im sozialen System definiert: Einen Freund zu behalten ist hier viel wichtiger, als einen Sieg zu erringen.
Afrika und Dritte Welt
Auch die Gesellschaften Afrikas und der Dritten Welt kennen die Streitschlichtung ohne Gericht. Dies schon aus dem einfachen Grund heraus, dass in den Gesellschaften ohne Staat und Herrschaft keinerlei Gerichte gab. Die Stammesgesellschaften kannten jedoch sehr wohl Normen und Verhaltensregeln, aus denen bei Verstößen Konflikte entstehen konnten.
USA
Die ersten Mediationszentren in den USA wurden von chinesischen Einwanderern eingerichtet. Auch andere Völkergruppen und Religionsgemeinschaften haben in den Vereinigten Staaten ihre Konflikte durch Mediation gelöst. Erst Ende des 19 Jh. sind die Amerikaner selber auf diese Form der Streitvermittlung aufmerksam geworden. Inzwischen hat sich in den USA die Mediation als Methode der Konfliktlösung etabliert und ist sogar teilweise als Vorverfahren zur gerichtlichen Auseinandersetzung gesetzlich vorgeschrieben. Der Verfahrensweg über die Gerichte wird dagegen meist als zu langwierig, kostenintensiv, starr und unpersönlich gesehen.
Europa
In Europa sind mediative Elemente bei der Lösung von Konflikten bereits seit dem Mittelalter zu finden. So wird in der Einleitung zum Münsterranertext, einem der beiden Vertragswerke des Westfälischen Friedens vom 24.10.1648, ausdrücklich der Mediator Alvise Contarini erwähnt. Erst auf diesen venezianischen Gesandten und Ritter konnten sich alle Konfliktparteien als Vermittler verständigen. Jedoch hatte auch er einen schweren Stand, da er fast fünf Jahre lang zwischen den verfeindeten Parteien vermitteln musste, bis endlich ein Friedensvertrag möglich war. Vermittlungen und mediative Aussöhnung unter Ehegatten waren bereits vor der Französischen Revolution bekannt. Und im 19. Jh. wurden in England erste Schlichtungsstellen insbesondere für wirtschaftliche Streitigkeiten geschaffen.
Deutschland
Seit Ende der 70er Jahre nimmt die Mediation nun auch im deutschsprachigen Raum einen immer größeren Stellenwert ein. Zunächst überwiegend in zur Vermittlung in Familien- und Scheidungskonflikten eingesetzt findet die Mediation als Methode zur Konfliktlösung mittlerweile in vielen Bereichen des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens mit Erfolg Anwendung.
Der politische Klassiker
Als den Klassiker einer erfolgreichen Mediation auf politischer Ebene in der Neuzeit wird der Vertrag von Camp David (1978) genannt, bei dem Israel und Ägypten einen historischen Frieden schlossen.
Quelle: Metzner & Striepling, Mediation und Konfliktmanagement